CTF Suderburg/Hösseringen 14.11.2010
Männer im Wald,
von Rampen, Mannwerdungsritualen und vielen kurzen Ansprachen … eine gelungene Premiere mit
Potential.
Am Sonntag fuhr ich gemeinsam mit Jörg, aus dem Kreis der Eulen mit Sicherheit der geländegängigste, nach
Suderburg/Hösseringen, um die dortige CTF im Rahmen der Herbstlauf-Wettbewerbe zu fahren. Das Wetter war auf unserer Seite, es war trocken. Also Räder ans Autoheck und los
ging’s.
Vor Ort lief die Anmeldung unkompliziert, wir trafen noch Toschi (eine schöne Überraschung, schade, dass es nicht
mehr für nen Kaffee reichte) aus Hannover, einige Fortunen und pünktlich um 10:00Uhr fuhren wir artig unserem Guide Jürgen hinterher, die lange Runde stand auf dem Plan und eine solche sollte es
auch werden...
Von Beginn an zeigte die Strecke ihr Gesicht, kurze und heftige Rampen
(dem Leser dieses Artikels sei das Wort "Rampe“ schon mal ans Herz gelegt), tiefer und aufgeweichter Waldboden. Die Tour würde anstrengend werden.
Aufgrund der Größe der Gruppe
(anfangs 36? Fahrer) und der damit einhergehenden Inhomogenität des jeweiligen Leistungsvermögens wurde an quasi jedem Abzweig von Jürgen ein Stopp eingelegt, sonst hätte der Veranstalter wohl
auch viele verirrte Radler einsammeln müssen.
An diesen Stopps bewies uns Jürgen seine Orts- oder besser: Waldkenntnis. Jedes Detail der nächsten km wurde in epischer Bandbreite
vorgetragen: da eine Senke, dort eine Querrille und natürlich reichlich Rampen. Von mehreren 25%-Anstiegen im späteren Verlauf der Strecke wurde gewarnt und an mehreren Punkten den Mitfahrern die
Ausstiegsmöglichkeit angeboten.
Selbst der Hinweis auf vermeintliche Entjungferungen an ganz bestimmten Plätzen wurde nicht ausgelassen….ok, konzentrieren wir uns auf
Radfahren…
Wollte er uns loswerden? Nein, Jürgen nahm seinen Guide-Job ernst und ließ
uns zu keiner Zeit im Unklaren, worauf wir uns eingelassen hatten: auf eine (für norddeutsche Verhältnisse gepaart mit dem aufgeweichten Boden) hammerharte Tour, die wohl ohne die vielen
Zwischenstopps noch mehr Opfer gefordert hätte, am Ende waren 11 (?) Fahrer an den verschiedenen Abkürzungen ausgestiegen. Im Nachhinein waren die vielen Stopps ok, am Stück hätte ich wohl die
Tour nicht durchfahren können, zu tief war der Boden, zu schlecht der Grip meiner Schwalbe-Marathon an meinem liebevoll Trecker getauften Stevens X6.
Doch abkürzen war keine Option,
Schweinehund-Kick-Ass war angesagt.
Bis zur ersten Labestation (gut bestückt mit Rosinenbrot, Obst, warmem Tee und Isogetränken) ging es auf den anstrengendsten Abschnitt der Tour, Jürgens Mahnungen wurden lauter und der jüngste Mitfahrer musste sich auf ein Mannwerdungsritual in Form einer besonders steilen Rampe einstellen. Dies wurde von Jürgen mit besonderem Spaß angekündigt. Ok, es wurde dann nichts mit der Mannwerdung, ob mangelnde Traktion oder gar fehlendes Durchhaltevermögen dies verhinderte, ist nicht überliefert...
Nach den folgenden (gefühlt) 300 Rampen (hatte ich erwähnt, dass ich
„Rampe“ zur Wahl des Wortes-2010 eingereicht habe? Ganz dicht hinter „Da vorn wird’s besser“ und „Alles ist fahrbar“?) und der zweiten Labestation (liebevoll von einer Vereinsfrau unter dem
heimischen Carport aufgebaut) ging es dann auf festerem Boden in flotter Fahrweise Richtung Ausgangspunkt, wo unsere Räder gewaschen, ABER die kalten Duschen doch von uns gemieden
wurden.
Toschi war bereits im Ziel, er hatte irgendwo den Ausstieg gewählt.
Fix noch ne leckere Belohnungs-Bratwurst, ein Stück Kuchen mit Kaffee und ein kurzer Feedback-Plausch mit Herrn
Eggeling, der für das nächste Jahr eine Neuauflage ankündigte und sich auf jede konstruktive Kritik an der Erstauflage freut, die hier prompt mal von mir eingestreut wird:
- Einteilen der Gruppe in mind. 2 Leistungsklassen, von denen die ersten mit ein bisschen Vorsprung losfahren, so
dass die „langsamere“ Gruppe die schwächelnden „Speedies“ einsammeln kann
- WARME Duschen!!!!
- Weniger epische Ansprachen an den Zwischenstopps
(dadurch und durch das Warten auf die hinteren Fahrer wurden die Stopps zu lang, bedenkt man die Jahreszeit, es wurde
bei Stillstand kühl),
insgesamt weniger (die Hälfte) Stopps wäre wohl ok gewesen
- Eindeutigere Beschreibung des Schwierigkeitsgrades der langen und kurzen Distanz in der
Ausschreibung
- In der Hoffnung auf ganzjährige Punktevergabe in 2011 eine Anmeldung beim BDR
- Auf jeden Fall die Veranstaltung wieder ausrichten, eine heftige Tour durch eine tolle Waldgegend zum Jahresende,
die geführt wird, lässt kaum Wünsche offen
Es war ein gelungener (wenn auch länger als geplanter) Tag, das Garmin hat knapp 700 hm gemessen, das hat schon
Harz-Niveau bei gerade mal 40km Streckenlänge. Fahrzeit ohne Pausen: 03:06 h.
Und dem jungen Fahrer sei gesagt: Mannwerdung (was auch immer darunter zu verstehen ist, mit Rampen hat es jedenfalls
nichts zu tun) macht auch ohne MTB Spaß und wir wollen wirklich nicht dabei sein…
Hier die Antwort auf den Bericht, die mir Justus Eggeling per privater Mail zukommen ließ:
"Dein Bericht ist einfach super! Besonders die Beschreibung von (jetzt) "Rampen-Jack" treibt einem die Tränen vor Lachen in die Augen ! Herrlich, besser kann man ihn kaum beschreiben, innbesondere die Erwähnung von "Mannwerdungsritualen" etc. raubt uns auf gemeinsamen Fahrten oft im entscheidenden Momenten vor Lachen die Kraft aus den Beinen und er fährt uns triumphierend davon. einfach klasse, dein Bericht!
Gruß
Justus"
Ein schönes Feedback für einen schönen Tag im Wald.