Ein würdiger Saisonabschluss:
- Alleinfahrt im Wind, der auf meiner Wind-Belästigungs-Skala oben drüber schießt.
- Hatz mit Dauer-Geschwindigkeiten zw. 45 und 50 km/h.
- Eine unvermittelt auftauchende 10% Rampe.
- Immerhin 2 Abfahrten mit Tempo jenseits der 65 km/h.
- Lockeres Saison-Ausklang-Rollen mit unter 25 km/h.
- Gut gelaunte und freundliche HelferInnen.
- Keine Mädels im Pool
Aber der Reihe nach. Früh um 04:30 Uhr machte ich mich bei Regen auf den Weg nach Münster, aber der Wetterbericht sagte ja gutes Wetter voraus. Vor Ort schlenderte ich gemütlich vom Ziel zur Startnummernausgabe, wo alles freundlich und nett ablief. Man merkt den HelferInnen in Münster (wie auch in Göttingen) an, dass sie Spaß an ihrer Arbeit haben und voll hinter ihrer Veranstaltung stehen. Schnell noch das todgeile Trikot abholen und nach dem kurzen Spaziergang durch den Schlosspark zurück zum Auto konnte ich mein mitgebrachtes Frühstück schlabbern.
Gegen 08:30 sattelte ich mein Radel und ab ging‘s Richtung Start, der auf die Minute genau um 09:30 Uhr ange-schossen wurde, mein Startblock B folgte 2 Minuten später. Von Beginn an drückte quasi der ganze Block B kräf-tig aufs Tempo, mein Tacho zeigte nur selten Werte unter 45 km/h und so legten wir die ersten 30 km mit einem 42er Schnitt zurück. Es wurde hektisch, aber einigermaßen diszipliniert gefahren, außer einige Plattfüße konnte ich nichts Unangenehmes sehen.
Die zweiten 30 km waren etwas ruhiger, es waren einige hm zu "bezwingen" und der kräftige (sturmartige) Wind aus Richtung Süden bremste den Zug. Schön war die Kringelei durch die Fußgängerzone in Coesfeld, viele Zu-schauer machten ordentlich Party und bejubelten die Rennfahrer.
Eine einzige unschöne Szene dann in einer 90°-Rechtskurve in Hiddingsel, wo der direkt vor mir fahrende Fahrer unvermittelt eine Links-Rechts-Eierei fabrizierte, stürzte und das gesamte, bereits wieder Tempo aufnehmende, Feld zu einer Vollbremsung zwang. Es klirrte, klatschte und polterte hinter mir reichlich, ich danke meinem Schutzengel, der mich (wie auch immer) heile über den vor mir kullernden Radler gebracht hat. Lediglich meine Kette war abgesprungen bei dem Bunnyhop über sein Vorderrad. Den dort havarierten Rennfahrern von mir gute Besserung.
Hmmm…ab dem Punkt war der Schneid aus einigen Fahrern irgendwie raus (der Schnitt lag immer noch bei über 38 km/h), viele, wie auch ich, ließen es von da an ruhiger angehen. So teilte sich das große Feld in viele Grüppchen. Ich dachte bei mir, mit einem Sturz muss diese schöne Saison nicht enden, das ist es nicht wert. Als dann noch die steile Rampe in Darup auftauchte, in die ich viel zu schnell eingefahren war, war eh meine Herbstform einigermaßen erschöpft (ich würde es eher als einen fulminanten Leistungseinbruch bezeichnen) und auf dem bald folgenden längeren Stück Richtung Süden gegen den starken Wind war allein eh nicht viel zu auszurichten.
So setzte ich mein „Ebenen-Dauer-Vmin“ von 22 km/h und hängte den ersten 95 Rennkilometern ein gemächliches, von manchem Grüppchen-Hopping immer mal wieder in Renn-Tempo gelutschtes „Saison-Abschluss-Rollen“ an und ließ es mir nicht nehmen, endlich auch mal die Gegend zu genießen, den Tacho aus den Augen zu lassen und das Radfahren mal Radfahren sein zu lassen. Immerhin war es das erste Rennen mit dem diese Saison neu aufgebauten Renner und „SIE“ hat mehr verdient als nur durch die Gegend gescheucht zu werden. Und wer weiß, wie oft man heuer noch mal kurz-kurz genießen kann.
Nach 03:31:xx kam ich ins Ziel, allein, glücklich und müde, das frühe Aufstehen und die beim Massensturz verlo-rene Trinkflasche zeigten ihre Wirkung. Schnell duschen, Pasta und ein Freigetränk einverleiben und dann noch einen Gang bei strahlendem Sonnenschein über die Messe, ein toller Radsport-Sonntag am Ende einer tollen Saison.
Den Organisatoren kann ich nur meinen großen Dank aussprechen, die Euphorie, mit der sie das Rennen veran-stalten, war jeden Meter und jede Minute zu spüren und die vielen Plakate mit den Radler-Latein zitierenden Sprüchen hätte ich gern mit nach Hause genommen.
SO macht man das, liebe Veranstalter großer und größter Jedermannrennen.
Die staufreie Heimfahrt genoss ich mit viel Tankstellen-Kaffee-Plörre und voller Vorfreude auf ein Hefehell daheim in der Hollywood-Schaukel...